Neues aus Leverkusen

hemoTICKER 1/2022

 

Neues aus der Forschung, Einblicke in digitale Welten und Service für Patienten und Angehörige

 

    Die Wirksamkeit und Sicherheit von Damoctocog alfa pegol (BAY 94-9027/Jivi®) wurden in klinischen Studien belegt.1 Allerdings gab es bisher wenige Daten aus der alltäglichen Praxis. Jetzt lieferte die zweite Zwischenanalyse zur Sicherheit der laufenden, multizentrischen, offenen, prospektiven Phase-IV Beobachtungsstudie HEM-POWR (NCT03932201) weitere Evidenz dafür, dass Jivi® in einem Real-World-Setting bei zuvor behandelten Patienten (PTP) mit leichter, mittelschwerer oder schwerer Hämophilie A gut verträglich ist – und dies bei einer heterogenen Patientenpopulation mit multiplen Komorbiditäten.

    Eine erste Zwischenanalyse hatte bereits gezeigt, dass Jivi® Blutungen verhindert und gut vertragen wird. Zudem waren keine Therapie-bedingten unerwünschten Ereignisse (UE) aufgetreten.2

    Die zweite Zwischenanalyse (Data-Cut-off: 31. August 2021) der insgesamt 36-monatigen Studie mit einem Follow-up gemäß der klinischen Routine wurde 22 Monate nach der ersten Patienten-Visite durchgeführt (21. Oktober 2019); das Studienende ist für Mitte 2025 geplant. Zum Zeitpunkt des Data-Cut-offs der zweiten Interimsanalyse waren 162 PTP eingeschlossen. Der Sicherheitsanalyse umfasste 146 PTP (ein Großteil davon aus Deutschland: 38/146, 26,0%, gefolgt von Japan: 24,7 % und USA: 14,4 %), die im Beobachtungszeitraum mindestens eine Jivi®-Studien-Dosis nach „informed consent“ erhalten hatten. Im Median waren die Patienten 34 (8, 77)* Jahre alt, die größte Gruppe bildeten die ≥ 18 - < 65-jährigen (122, 83,6 %). Mehr als jeder zweite PTP hatte Komorbiditäten [(79/146, 54,1 %; Bluthochdruck (23, 15,8 %); Schmerzen (20, 13,7 %); Gelenkerkrankung (18, 12,3 %)].

    Die Mehrzahl der Patienten zeigten eine schwere Hämophilie A (125/146, 85,6%), gefolgt von 18/146 (12,3%) mit einer mittelschweren und 3/146 (2,1%) mit einer leichten Ausprägung. 82,2 % (120/146) hatten in den 12 Monaten vor Studieneinschluss eine Therapie mit Jivi® erhalten – im Median (Q1; Q3) 279 (148; 451) Tage. Davon bekamen 115/120 (95,8 %) eine Prophylaxe mit einer medianen (Q1; Q3) Dosis von 3.000 (2.000; 3.175) IE pro Infusion. Die mit Jivi® vorbehandelten Patienten (n=120) wiesen eine bessere Blutungsanamnese auf, im Vergleich zu den Jivi®-naiven (n=25): Die mediane Anzahl aller berichteten Blutungsereignisse (Q1, Q3) betrug entsprechend 0,0 (0,0; 2,0) versus 4,0 (1,0; 10,0); Tabelle 1. 
     

    Alt tag

    Mit Blick auf operative Eingriffe unterzogen sich seit Studienbeginn 3/146 (2,0 %) Patienten einer elektiven Operation, 1/146 (0,7 %) benötigte eine Not-OP (Cholezystektomie). Bei den OPs handelte es sich um kleinere Eingriffe ohne notwendige Bluttransfusionen. Die Patienten wurden dabei weiter mit Jivi® behandelt.

    Die Sicherheitsanalyse ergab, dass insgesamt bei 22/146 (15,1 %) Patienten Therapie-bedingte unerwünschte Ereignisse (UE) auftraten, davon berichteten 5 (3,4 %) ein schweres UE. Zu den am häufigsten berichteten UE gehörten Verletzungen (8/146, 5,5 %), Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (7/146, 4,8 %) sowie gastrointestinale Störungen (3/146, 2,1 %). Kein UE führte zu einer Inhibitor-Entwicklung und kein Patient brach aufgrund eines UE die Therapie mit Jivi® ab. UE-assoziierte Todesfälle wurden nicht dokumentiert. 

    Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Teams in den Hämophiliezentren und den Patienten, die sich an der Beobachtungsstudie HEMPOWR beteiligen, bedanken.

    * Jivi® (Damoctocog alfa pegol) ist für vorbehandelte Erwachsene und Jugendliche mit Hämophilie A ab 12 Jahren zugelassen, siehe https://www.fachinfo.de/suche/fi/022264

     

    Literatur:
    J. Oldenburg, G. Goldmann, M.T. Alvarez Román, M. Sanabria, G. Castaman, M. Janbain, T. Matsushita, K. Meijer, K. Schmidt, M.T. Reding.
    Poster 197 Real-world HEM-POWR study evaluating damoctocog alfa pegol in previously treated patients with haemophilia A: second interim safety analysis, 66. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e.V. (GTH), 1.-4. März 2022 in Leipzig (Hybrid). Poster Session P-02-T06; 3. März 

    Weitere Quellen:

    1. Reding MT, Ng HJ, Poulsen LH, et al. J Thromb Haemost 2017;15:411–419.
    2. Reding MT, Álvarez Román MT, Sanabria M, et al. Poster presented at ISTH 2021; PBO570.

      Wie die Daten einer retrospektiven Analyse zeigen, schützte Damoctocog alfa pegol (BAY 94-9027/Jivi®) unter Alltagsbedingungen adoleszente Hämophilie-A-Patienten im Alter von 12 bis 18 Jahren vor Blutungen. So erwies sich die mittlere jährliche Blutungsrate (ABR) in dieser Patienten-Population als niedrig – 94 % waren während des gesamten Beobachtungszeitraumes ohne Blutung. 

      Die Patienten-Daten der vorliegenden Analyse stammten aus der Datenbank des American Thrombosis and Hemostasis Network (ATHN; Zeitraum der Abfrage: 1.1.2010 – 31.10.2020). Zum Zeitpunkt des Data-Cut-off wurden 16 Patienten im Alter zwischen 12 und 18 Jahren entweder prophylaktisch (n=13) oder nach Bedarf (n=3) mit Jivi® behandelt. 13 Patienten (81 %) zeigten eine schwere Hämophilie A und 3 Patienten (19 %) eine leichte/mittelschwere Erkrankung. Mit 14/16 (87,5 %) war ein Großteil der Patienten männlich (weiblich: 2/16 (12,5 %). Das Durchschnittsalter lag bei 15,9, der Median bei 15,8 Jahren. Jeder vierte Patient hatte eine Inhibitor-Vorgeschichte. Im Durchschnitt wurden die Patienten 1,2 Jahre lang mit Jivi® behandelt, die Mehrheit (56 %) davon über 12 Monate.

      Die Mehrheit der Patienten mit Prophylaxe (9/13; 69 %), wurde zweimal wöchentlich mit einer mittleren Wochendosis von 77,2 IE/kg/Woche behandelt.

      Bei allen in die Analyse einbezogenen Patienten waren die Blutungsraten im ATHN-System dokumentiert. Wie Tabelle 1 zeigt, betrug in der Gesamtkohorte die mittlere Gesamt-ABR 0,05. Sowohl die mittlere Gelenk-ABR als auch die Spontan-ABR lagen bei 0. In der Patienten-Subgruppe mit einer Damoctocog alfa pegol Prophylaxe-Therapie lagen die mittlere Gesamt-ABR, die Gelenk-ABR und die Spontan-ABR bei 0. Insgesamt wurden bei 15/16 (94 %) Patienten während des kompletten Beobachtungszeitraums keine Blutungen dokumentiert – bei den Patienten mit Prophylaxe war dies bei allen Patienten der Fall.  

      Alt tag

      Literatur:

      Martin Chandler, Michael Recht, Chunla He, Thomas Moulton, Lena Charafi; Real-World Effectiveness of Damoctocog Alfa Pegol in the Subgroup of Adolescent Hemophilia A Patients Aged 12-18 Years in the ATHNdataset. Blood 2021; 138 (Supplement 1): 4241. doi: https://doi.org/10.1182/blood-2021-152345 J.; Kongress der American Society of Hematology (ASH), 11.-14.12.2021; 

        Alt tag

        PP-JIV-DE-0272-1

        “How does damoctocog alfa pegol compare with other FVIII agents?” 

        Diese Frage beantworten Matching Adjusted Indirect Comparisons (MAIC).1,2 Vergleichsanalysen werden durchgeführt, wenn randomisierte kontrollierte Studien nicht verfügbar sind.

        Die MAIC Vergleichsanalysen unterzogen Daten zu jährlichen Blutungsraten, den Anteil von Patienten ohne Blutung und den jährlichen FVIII-Verbrauch von Patienten ab 12 Jahren mit schwerer Hämophilie A einem adjustierten indirekten Vergleich aus den folgenden pivotalen klinischen Studien:  

        • Protect VIII (Damoctocog alfa pegol)3
        • A-Long (Efmoroctocog alfa)4
        • Prolong-Ate (Rurioctocog alfa pegol)5
        • rAHF-PFM 2004 und 2012 (rAHF-PFM)6,7
        • Pathfinder-2 (Turoctocog alfa pegol)8

         

        Sehen Sie die interessanten Ergebnisse in diesem kurzen Video.

        Literatur:
        1. Batt K et al. J Blood Med 2019;10:147–59
        2. Vashi P et al. J Blood Med 2021;12:935-43
        3. PROTECT VIII trial: Reding MT et al. J Thromb Haemost 2017;15:411-19
        4. A-LONG trial: Mahlangu J et al. Blood 2014;123:317-25
        5. PROLONG-ATE trial: Konkle BA et al. Blood 2015;126:1078-85
        6. rAHF-PFM 2004 trial: Tarantino MD et al. Haemophilia 2004;10:428-37
        7. rAHF-PFM 2012 trial: Valentino LA et al. Haemophilia 2012;10:359-67
        8. PATHFINDER-2-trial: Curry N et al. Haemophilia 2019;25: 373-81

         

          In den im Jahr 2020 aktualisierten nationalen und internationalen Leitlinien wird für Patienten mit schwerer Hämophilie A und für einige Patienten mit mittelschwerer Hämophilie A die dauerhafte Prophylaxe empfohlen. Die Bedarfstherapie stellt aufgrund des fehlenden Gelenkschutzes und der hohen annualisierten Blutungsraten für diese Patienten keine langfristige Behandlungsoption mehr dar. Damit die für die Dauerbehandlung erforderlichen FVIII-Talspiegel 3 bis 5 % erreichen, wurden rekombinante Extended-Half-Life-FVIII-Produkte (EHL-rFVIII) entwickelt. Allerdings zeigen Head-to-Head-Studien, dass sich EHL-rFVIII signifikant in ihrer Pharmakokinetik (PK) unterscheiden können.  

          In der CME-Fortbildung „Hämophilie A heute – eine individualisierte Therapie“ erfahren Sie unter anderem, welche Langzeitergebnisse EHL-rFVIII-Produkte in Studien erzielt haben. Sie erhalten Einblick in die Herausforderungen der FVIII-Dosierung im Rahmen einer personalisierten Prophylaxe. Außerdem lernen Sie die Möglichkeiten der PK-adjustierten Prophylaxe sowie die Vorteile der digitalen Dokumentation mithilfe von Smartphone-Apps kennen.

          Hier geht es zur Fortbildung von PD Dr. med. Robert Klamroth (Berlin)
          2 CME-Punkte.

          Kursdauer bis: 13. Dezember 2022

          Teilnahme: kostenfrei

           Die Fortbildung wurde unterstützt von der Bayer Vital GmbH.

            HämoWissen in 15 Kapiteln: Jungs mit Hämophilie begleiten – ein Ratgeber für Eltern und Betreuer*innen

            15 Ratgeber bieten Wissenswertes für Eltern und Betreuer*innen von Kindern mit Hämophilie. Denn Jungs mit Hämophilie haben besondere Bedürfnisse, die sich im Laufe des Heranwachsens immer wieder ändern. Die Ratgeber bereiten Eltern oder Betreuer*innen der jungen Patienten gut auf alle Situationen vor – in 15 Kapiteln erfahren sie Hilfreiches für den täglichen Umgang mit der Hämophilie von der Geburt bis zur Pubertät. Unter anderem gibt es Broschüren zu den Themen Basiswissen über Hämophilie, Faktor spritzen – so geht’s, Hämophilie auf Reisen oder Kindergeburtstag.

            Die einzelnen Kapitel stehen Ihnen zum Download bereit oder wenden Sie sich bitte an Ihre Bayer Key Account Manager*in.

            Kapitel zum Download.

             

            Neuauflage Broschüre Hämophilie in leichter Sprache

            Auf der Bayer-Hämophilie-Webseite oder über Ihre Bayer Key Account Manager*in ist eine neue Broschüre mit Informationen zur Hämophilie in leichter Sprache verfügbar. Leichte Sprache ist eine speziell geregelte Sprache. Sie soll Menschen – die aus unterschiedlichen Gründen über eine geringe Kompetenz in der deutschen Sprache verfügen – das Verstehen von Texten erleichtern.

            Möglicherweise hilft Ihnen diese Broschüre bei der Aufklärung und Schulung ausgewählter Hämophilie-Patienten.

            Hier geht es zum Download.